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Ein Indianer kennt keinen Schmerz!

So sagte man früher im wilden Westen. Dabei ist es eher so, dass jeder Mensch Schmerz kennt, zumindest akuten Schmerz. Akuter Schmerz ist zum Beispiel, wenn man an eine heisse Herdplatte fasst und dann reflexartig die Hand zurückzieht. Dieser Schmerz hat eine Warnfunktion und verhindert grösseren Schaden.

Akuter Schmerz kann aber auch in chronischen Schmerz übergehen. Etwa jeder zehnte Mensch in der Schweiz leidet unter chronischen Schmerzen: Rückenschmerzen, Kopfschmerzen (Migräne), Nervenschmerzen, anhaltende Schmerzen nach Operationen oder Verletzungen sind dabei die häufigsten Formen. Dieser chronische Schmerz hat keine Warnfunktion mehr und gilt als eine eigene Krankheit. Chronischer Schmerz hat viele Gesichter. Er kann permanent bestehen, aber auch nur zeitweise über mehrere Stunden am Tag oder nur anfallsweise auftreten. Auch sind komplett schmerzfreie Tage möglich. Bewegung oder Überbelastung kann chronische Schmerzen verursachen; es gibt aber auch Schmerzen, die morgens vor dem Aufstehen schon da sind und durch Bewegung besser werden.

Chronische Schmerzen können den Schlaf und die Gemütslage beeinträchtigen, schlechter Schlaf und Niedergeschlagenheit begünstigen ihrerseits wiederum eine Zunahme von Häufigkeit und Stärke der Schmerzen, so dass oft ein Teufelskreis entsteht.

Medikamente, die beim akuten Schmerz genommen werden wie zum Beispiel die nicht-steroidalen Antirheumatika, Paracetamol oder Metamizol wirken bei chronischen Schmerzen meist nicht mehr. Als nächste Stufe werden dann oft Opiate eingesetzt – dies sind die Abkömmlinge des Opiums. Bei länger andauerndem Gebrauch können Opiate zu Abhängigkeit führen und auch ihre Wirkung einbüssen, so dass ständig steigende Dosen eingenommen werden müssen.

Im persönlichen Gespräch sowie durch eine körperliche Untersuchung, im Einzelfall zusammen mit bildgebenden Untersuchungen wie CT oder MRI, kann die Ursache für den chronischen Schmerz gefunden werden. Ein Schmerzmediziner kann durch Infiltrationen an der Wirbelsäule, an Gelenken, Nerven oder sogenannten Triggerpunkten Abhilfe schaffen. Diese Infiltrationen finden unter Einsatz von Röntgen oder Ultraschall statt, um die schmerzverursachenden Strukturen gezielt aufzufinden. Auch Infusionen mit Medikamenten wie den Schmerzmitteln Ketamin oder Procain können bei Schmerzen helfen.

Dass Ihre Schmerzen chronisch sind, könnte zum Beispiel dann sein:

• wenn die Schmerzen mehr als drei Monate bestehen;
• wenn eine Wunde nach einer Verletzung oder Operation schon lange abgeheilt ist;
• wenn die Schmerzen Ihre Stimmung beeinflussen und Sie oft niedergeschlagen sind;
• wenn Sie Ihre üblichen Tätigkeiten (Beruf, Haushalt, Freizeit) schmerzbedingt einschränken müssen.

Halten Sie solche Schmerzen nicht aus, sondern suchen Sie kompetente Hilfe.

Haben Sie Fragen? Sie erreichen uns unter gesundheitskompass@spitalaffoltern.ch oder Telefon 044 714 26 68.

Kontaktperson

Prof. Dr. med. Michael Heesen

Prof. Dr. med. Michael Heesen, Ärztlicher Leiter des Zentrums für Schmerzmedizin

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